Der tödliche Schatten der Psychiatrie
Die Bremer Nervenklinik 1933-1945
Bremen 1996 (2. Aufl. 2002), Donat Verlag

Der tödliche Schatten, der in Deutschland während des Dritten Reiches über der Psychiatrie lag, sparte auch Bremen nicht aus. Bereits in den dreißiger Jahren hatte in der Hansestadt eine "Psychiatrie ohne Menschlichkeit" Einfluß gewonnen, deren Vertreter das zentrale Recht jedes Menschen - das Recht auf Leben - bestritten. Rassenhygienische Forderungen wie Zwangssterilisation und "Euthanasie" prägten fortan das Leben der Menschen in den Anstalten. Wie tief die Wunden sind, die der psychiatrische Alltag im Nationalsozialismus hinterlassen hat, ist zu erahnen, wenn man Betroffenen und Hinterbliebenen Gehör schenkt.

Rezensionen (Auszüge)
"Diese Untersuchung wertet die Krankenakten der betroffenen Menschen ebenso engagiert wie fundiert aus. Hier trifft man auf eine Gegenwelt zur nationalsozialistischen Welt der Inhumanität. In den den Krankenakten beigelegten Briefen sprechen todgeweihte Menschen, durchaus nicht geistesverwirrt, von ihrem Leid. Zehn Tage vor ihrem Tod schrieb im Jahre 1944 eine alte Frau aus Obrawalde an einen Bekannten in Bremen: ‚Ich wünschte, ich hätte … diese furchtbare Welt verlassen können, denn was habe ich noch zu erwarten.“ (Dirk Blasius. In: Historische Zeitschrift Bd. 266, 1998, S. 551f.)

"Die Kulturwissenschaftlerin Gerda Engelbracht, über viele Jahre maßgeblich am Aufbau des Krankenhausmuseums […] beteiligt, legt die erste umfassende empirisch gestützte Studie der Geschichte der Bremer psychiatrischen Klinik in der NS-Zeit vor. […] Sie hat ihr historisches Material für die überfällige und schmerzhafte Erinnerungsarbeit zur Verfügung gestellt. Ihr Buch ist insoweit Anklage und Versöhnung zugleich. […] Die Schatten der Psychiatrie werden erkennbar; sie erreichen unsere Verantwortlichkeit.“ (Norbert Schmacke. In: Dr. med. Mabuse 107, Mai/Juni 1997, S. 59f.)

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Irmgard Denker (1917-1944) mit ihrem Ehemann, kurze Zeit vor ihrem gewaltsamen Tod in der Anstalt Meseritz/Obrawalde

 

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Während des 2. Weltkriegs wurde das "Gesellschaftshaus" zum "Wachsaal" umfunktioniert (Fotos: Krankenhaus-Museum)